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nxs fuimxs (process)

Tamara Alegre w Elie Autin, Marga Alfeirão, Cuba, Lydia Ö Diakité u.A.

Tanzperformance, 50min

keine gesprochene Sprache 

28.11.

19:30-20:20

«nxs fuimxs ist ein choreografischer Zauber, ein Weg, eine Reise durch Schwellen der Entfremdung und des Widerstands.»


in der sprache ist nos fuimos ein ausdruck, der bedeutet, dass der aufbruch bereits begonnen hat oder dass wir darüber hinausgegangen sind. hier ist er das ergebnis einer radikalen fiktionalisierung der körper. stellen sie sich vor: ein und derselbe kanal verbindet alle lebenswichtigen funktionen, die mit dem unterleib und der cloaca – dem sexuellen organ, aus dem die erotische kraft entspringt – zusammenhängen. Mit diesen körperfiktionen versehen, sind die tänze verkörperte experimente rund um die sexualorgane, die idee von erotischem zusammensein, das zusammenleben komplexer emotionen, die selbstbefriedigung und figuren wie krieger und wasserspeier. Die performance wird zu einer entschlackung, einer reinigung und einem raum der gegenseitigen unterstützung. 


nxs fuimxs eröffnet eine liminale raumzeit, in der verbindung und kontamination durch vibrationen, wind und emotionen triumphieren. 


nxs fuimxs basiert auf der bedeutung von teamwork und gegenseitiger hilfe. Die arbeit hinterfragt und unterbricht strukturelle Muster, die mit der zugänglichkeit und sichtbarkeit der alleinigen autor*innenschaft verbunden sind. 


*allergiehinweis: in dieser performance werden pollenpartikel einer schilfpflanze verwendet. 

** wir haben freiwillig alle grossbuchstaben aus diesem text entfernt, in anlehnung an afro-feministische literarische strömungen (bell hooks, tatiana nascimento), um weiterhin eine nicht-hierarchische und nicht-gehorsame sprache zu schreiben.

nxs fuimxs sollte im frühjahr 2020 im Arsénic Lausanne uraufgeführt werden und wurde mehrmals verschoben. Die performance existiert daher in verschiedenen versionen und mit unterschiedlichen besetzungen. Bei BONE_21 können sie die performance am Sonntag, 28.11. 19:30-20:30 Uhr sehen.

 

Credits

 

Konzept, Choreografie: Tamara Alegre

Tanz, Choreografie: Elie Autin, Margarida Alfeirão, Cuba, Tamara Alegre 

Choreografie-Assistenz: Lydia Östberg Diakité 

Musik-Komposition: Talisto et Dinamarca (mit einem Mash-up von Throat von Gage), Remix und Soundvibrations Soraya Lutangu Bonaventure, ein Lied aus einer frühen 2K20-Post-Club-Erfahrung von Golce 

Kostüme: Abrenos Tanga, Giulia Essyad 

Szenografie: Ceylan Öztrük 

Oeil Exterieur: Karina Sarkissova 

Licht, Technik: Sel Dir Melaizi

Text: Valentina D’avenia mit Tamara Alegre 

Fotos, Video: Gaïa Lamarre 

Produktion, Verwaltung: Ars Longa 

Ko-Produktion: Arsenic – Lausanne, MDT – Stockholm 

Partner*innen: Ville de Lausanne, Loterie Romande, Fondation SIS 

Besonderer Dank an: Eytana Acher, Ali-Eddine Abdelkhalek 

Tamara Alegre (sie/they)

arbeitet mit Tanz und Choreografie. Geboren auf Gran Canaria, studierte sie europäische Wirtschaft und Psychologie und arbeitete bis 2016 als Kurator*in für Underground-Musik, DJ und Tourmanager*in. Tamaras Forschung dreht sich um sinnliche Verkörperungen, Fiktionen über Sexualität/Sexualorgane und körperliche Grenzzustände als choreografische Mittel. Strukturell strebt Tamara eine Veränderung im europäischen Tanzbereich an, der immer noch sehr weiß und männlich ist – eine Sache, die nur in enger Allianz und dank der Beiträge ihrer Mitarbeitenden und Freund*innen möglich ist.  2018 hat Tamara einen MA in Choreografie an der DOCH in Stockholm abgeschlossen und brachte FIEBRE zur Uraufführung, das seit 2019 gemeinsam mit Lydia Östberg Diakité, Marie Ursin, Nunu Flashdem und Célia Lutangu aufgeführt wird. Das Stück wurde an mehreren Orten in Europa gezeigt und gewann den Young Choreographer’s Award beim Impulstanz Festival diesen Sommer.  

 

Tamaras Tanzpraxis ist von einer wachsenden Leidenschaft für Dancehall beeinflusst, wobei Tamara versucht zu verstehen, wie sie sich als weisse Person mit Zugang zur schwarzen Kultur positionieren kann. In letzter Zeit hat Tamara mit Soraya Lutangu Bonaventure und dem Kingdom Choir aus Kampala als Bewegungsforschende und als choreografische Assistenz für Sabrina Röthlisberger bei ihrer Performance Le Sang zusammengearbeitet. Sie hat für La Ribot und Mårten Spångberg getanzt und in jüngerer Zeit für Nikima Jagudajev, Carlos María Romero und PRICE. Für die nächsten drei Jahre ist Tamara Resident Artist am Arsenic in Lausanne, wo sie gemeinsam mit Elie Autin, Margarida Alfeirão, Lydia Östberg Diakité und anderen das Stück NOS FUIMOS kreiert, das im April 2022 uraufgeführt wird. Die Kombination aus der Arbeit als Tanzende, dem Schaffen von Werken und der Beteiligung an kollaborativen Praktiken ist für Tamara wesentlich. 

 

Élie Autin (sie/ihr)

studierte an der Manufacture HES-SO Lausanne zeitgenössischen Tanz und Kreation. Während ihres Studiums kam es zu verschiedenen künstlerischen Begegnungen. David Zambrano lud sie ein, ein Tanzsolo bei der Eröffnung des Tic Tac Art Center in Brüssel zu präsentieren. Als Model und Fotomodell hat Élie mit Timon Imveldt, Daniel Bolliger, Mikael Vilchez, der Marke Agapornis, Dior und Dazed sowie mit anderen Fotograf*innen und Modedesigner*innen zusammengearbeitet. Diese unterschiedlichen Erfahrungen im Tanz und im Modeln ermöglichen es ihr, sich in verschiedenen Umgebungen weiterzuentwickeln, während sie in körpernahen Praktiken bleibt. 

 

Unmittelbar nach ihrem Diplom arbeitete Élie an verschiedenen künstlerischen Kreationen und Produktionen (Theater, Tanz, Performance) als Darstellerin, aber auch als Schöpferin und Mitgestalterin bestimmter Stücke. Nachdem sie mit Tamara Alegre, Natasza Gerlach, Caner Teker, Juliette Uzor, Nagi Gianni, Alexandre Doublet und anderen zusammengearbeitet hat, beginnt Élie nun, ihre eigene künstlerische Arbeit zu entwickeln. 

 

Margarida Alfeirão (she/her)

(Lissabon, 1994) nutzt Medien, um durch Tanz und Performance sichere Räume für die Erforschung von Intimität und Sexualität zu schaffen. Stark beeinflusst von Tanzgenres und Klangtexturen aus der afrikanischen Diaspora, die durch das soziale Gewebe Lissabons verbreitet werden, versucht sie eine aktive Behauptung des Frauseins, indem sie die Ausübung von Sinnlichkeit im öffentlichen und privaten Raum überschreitet. Als Absolventin des BA in Tanz und Choreographie am HZT in Berlin (2017-2021) möchte sie soziale Tanzsettings mit ihrer künstlerischen Arbeit verbinden und zusammen mit ihrem Tanzkollektiv AMIGAS einen Tanzraum in Berlin gründen, der Formate für interdisziplinäre Kunst beherbergen soll. 

 

Sel (er/ihm)

ist gebürtiger Franzose und Algerier. Er kam 2017 in die Schweiz (Genf). Seine Leidenschaft gilt der Musik und dem Rap und dank der Begegnungen bei seiner Ankunft hatte er die Möglichkeit, in der lokalen Szene aufzutreten (Théâtre de l’Usine, L’Ecurie, Festival Interlove…). Später konnte er einige Projekte / Aufführungen von Freund*innen verfolgen, wie z.B. VITAL 2019 an der TU, Festival Rature 2019 in Galpon. Diese Erfahrungen haben ihn dazu gebracht, im August 2019 eine Ausbildung zum Performance-Techniker bei La Manufacture in Lausanne zu beginnen. Dies erlaubt ihm, seine künstlerischen Projekte parallel zur Ausbildung weiterzuführen. Heute ist es sein Wunsch, sein Wissen und seine Erfahrungen in der Lichtgestaltung zu erweitern. 

 

Lydia Östberg Diakité (they/them)

ist ein*e Tänzer*in, Choreograf*in und Gewerkschaftsorganisator*in, seit 2013 in Kopenhagen lebend. Ö. Diakité lässt sich von populärkulturellen Phänomenen, Hyper-Performativität, zeitgenössischer Kritik und Zärtlichkeit inspirieren und bezieht sich in der Arbeit darauf. Diese Themen und Konzepte finden sich in den Arbeiten FIEBRE 2018, gemeinsam mit Tamara Alegre, Marie Ursin, Nunu Flashdem und Célia Lutangu, EMBRACE 2020, das zusammen mit Adam Seid Tahir und Meleat Fredriksson entstand, und der Soloarbeit CRY BABY 2020 wieder. Ö. Diakité arbeitet mit einem schwarzen feministischen/intersektionalen feministischen Ansatz in künstlerischen Prozessen und Praktiken der Dekolonisierung der Kunstproduktion und sieht einen Wert in der Gestaltung neuer kollektiver Realitäten, um die Industrie zu verändern. In letzter Zeit arbeitete Ö. Diakité als choreografische Assistenz für Tamara Alegre mit dem neuen Stück NOS FUIMOS, das 2022 uraufgeführt wird, und für Bambam Frost im neuesten Werk YES 2021. Später in diesem Jahr wird Ö. Diakité ein neues Werk immortal summit zusammen mit Bambam Frost uraufführen.  

 

Ö. Diakité hat die Dance Cooperative ins Leben gerufen und betreibt sie gemeinsam mit 15 Künstler*innen in Kopenhagen.  Seit 2019 ist Ö. Diakité im Vorstand von The Union, einer Gewerkschaft, die sich für die Bekämpfung von Rassismus in der Kultur- und Kunstszene in Dänemark einsetzt.