Up

DOOM

Layton Lachman/Samuel Hertz

Performance-Installation, 3 Stunden
(2 x 1.5 Std. Loop, Publikum kann kommen und gehen)
keine gesprochene Sprache

26.11

18:30-21:30 Grosse Halle

27./28.11.

Filmversion zu sehen in der Grossen Halle & online

«DOOM ist unser Angebot an Rhythmen, Texturen und Formen des Miteinanders. Selbst wenn die Apokalypsen um uns herum aufblühen, tanzen wir nonstop und tauchen in ein Drone-Metal-Konzert, in dem wir unsere Annäherung an das Ende der Welt anheulen – ein kollektives Trauern und Feiern im Angesicht des nahenden Untergangs. Wir sehen, fühlen und hören die langsamen Veränderungen einer untergehenden Welt, und doch schlagen wir einen nicht-fatalistischen Weg vor, einander mit Sorgfalt zu begegnen und uns Alternativen zum Endzeitszenario auszudenken.»

 

Wenn der*die Doomer*in, der*die stundenlang in ihren*seinen Apps doomscrollt, sich den Untergang als die Endzeit vorstellt, die bereits vage da ist, während alles zur Hölle geht, macht DOOM so etwas wie das Gegenteil: Der Untergang wird hier zu einem Ort – einer Umgebung, in der man nicht nur zynisch in Panik darüber gerät, was als Nächstes kommt, sondern in der man auch eine breite Palette von chaotischen Gefühlen aushalten kann, die mit Verlust und Trauer verbunden sind. DOOM lässt nicht nur Raum für die Arbeit, sondern auch speziell für die Trauerarbeit, die manchmal in Form eines wippenden Tanzes und schweren Atems unter einer Spitzenmaske auftaucht. Zu anderen Zeiten kann es dumpf und repetitiv sein, ein endloses Fahrradfahren in der Figur der Unendlichkeit. DOOM ist auch ein Ort voller Nebelmaschinen: offensichtlich. Wenn man durch die Wolken eintritt, taucht eine Welt auf, in der sich Reste eines Drone-Metal-Konzerts mit albernen Kultelementen, coolen Moves vom Rave und Bondage-Szenen zu überschneiden scheinen. Was sich nach viel anhört – und das ist es auch! – denn bei DOOM kann es viel sein, aber sie setzen nie nur auf eine Ästhetik der Überwältigung. Die Personen, die da sind, bekommen Raum, ihr Ding zu machen, während sie sich durch den Verlust bewegen, während sie ihre Perlen umklammern und so tun, als würden sie auf ihren Gitarren spielen – und alles in einem Gefühl des Untergangs verankern, nicht als etwas Urteilendes und Fernes, sondern als etwas, das durchlebt werden kann oder muss. Und es zu durchleben bedeutet auch, herauszufinden, wie man das irgendwo zwischen dem Alleinsein und dem Zusammensein, dem Persönlichen und dem Politischen macht – eine Vermittlung, die teilweise ästhetisch ist. Wie Fred Moten in The Black Outdoors, einem Gespräch mit Saidiya Hartman, sagte: «Jede*r, der*die glaubt, dass sie*er verstehen kann, wie schrecklich der Terror war, ohne zu verstehen, wie schön die Schönheit gegen den Strich des Terrors war, liegt falsch.»

 

Das DOOM-Publikum ist eingeladen, die Grosse Halle zu betreten, sich dort nach Belieben zu bewegen und sich so viel Zeit zu nehmen, wie es braucht, um in den dröhnenden Sound, das ununterbrochene Tanzen und die Momente des Innehaltens einzutauchen, getarnt gegen Stapel von Verstärkern und schimmernden Schmuck.

 

DOOM sollte seine Premiere im Januar 2021 bei den Tanztagen in den Sophiensaelen in Berlin feiern. Doch die Premiere konnte wegen der Pandemie nicht stattfinden. Nach mehreren Verschiebungen entstand eine Filmversion von DOOM, die auch bei BONE zu sehen sein wird. Die Live-Performance von DOOM wird bei DE_HYBERNATION ihre Weltpremiere vor Publikum feiern.

 

DOOM eröffnet das diesjährige Festival am Freitag, 26.11.21 18:30-21:30

 

Der Text ist inspiriert von Maxi Wallenhorsts Text zu DOOM – den vollständigen Text finden Sie hier: Suddenly You’re Pointing Everywhere and Everywhere Points Right Back.pdf

Credits

Konzept: Layton Lachman & Samuel Hertz

Entwickelt und aufgeführt mit: emeka ene & Caroline Neill Alexander

Choreographie & Regie: Layton Lachman

Originalkomposition: Samuel Hertz

Kostüme: Ivanka Tramp

Dramaturgische Unterstützung: Mateusz Szymanówka

Produktionsassistenz: Ethan Folk

Technische Unterstützung: MINQ

 

DOOM existiert im Nachgang der erstaunlichen Arbeit und des Vermächtnisses von Kathleen Hermesdorf (1967-2020) & Mariana Nobre Vieira (1989-2020)

 

DOOM ist eine Produktion von Layton Lachman/Samuel Hertz in Koproduktion mit den Tanztagen Berlin/ SOPHIENSÆLE. Die 30. Ausgabe der Tanztage Berlin ist eine Produktion von SOPHIENSÆLE und wird von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa unterstützt. Gefördert wurde diese Produktion auch durch den Internationalen Gastspielfonds Tanz des NATIONALEN PERFORMANCE NETZ, der von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert wird. Ermöglicht wurde das Projekt ausserdem durch die grosszügige Unterstützung von DIS-TANZ-SOLO und dem Musikfonds e.V.

Caroline Neill Alexander (sie/ihr)
erhielt ihren BA-Abschluss in Theater, Tanz und Performance Studies von der University of California, Berkeley. Seit fünf Jahren lebt und arbeitet sie in Berlin, wo sie ihre eigenen Arbeiten entwickelt und mit anderen Berliner Choreograph*innen und dem T.E.N.T. Collective zusammenarbeitet. In ihrer eigenen Arbeit beschäftigt sie sich mit dem Raum zwischen Person und Persona und der verschwommenen Realität der Wirklichkeit. Carolines Ästhetik ist körperlich, technisch, grausam, komisch, schön und grotesk und beinhaltet immer auch Stimme und Text. Diese Ideen wurden in ihren letzten Soloarbeiten, Full Moonay, Sharterlla: House of Desperation und The Oasis.

emeka ene (er/ihm)
ist ein Performer, der in London geboren und in Berlin aufgewachsen ist. Er ist Lead-Gitarrist und Sänger der Post-Punk-Band Marriage und absolviert derzeit ein BA-Studium in Tanz, Kontext und Choreografie am HZT Berlin. Sein derzeitiges Interesse gilt Städten, Orten und Räumen, mit denen er sich durch von Himmelskörpern choreografierte Gehpartituren auseinandersetzt.

Layton Lachman (they/them)
ist ein*e Choreograf*in, der*die Performances kreiert, die in der Somatik verwurzelt sind und diese Erfahrungspraktiken in immersive, sensorisch komplexe Welten kanalisieren. Layton Lachman engagiert sich für eine Tanzpraxis, die sich auf Gruppenstudien und kollektive Autorenschaft konzentriert – in dem Verständnis, dass wir immer mit denen zusammenarbeiten, die vor, nach und mit uns kommen. Nachdem Layton in San Francisco mit Abby Crain, Mara Poliak, Kathleen Hermesdorf, Sara Shelton Mann und SALTA zusammengearbeitet hatte, zog Layton nach Berlin um. In den letzten fünf Jahren hat Layton häufig mit dem T.E.N.T. collective zusammengearbeitet und experimentelle kuratorische Plattformen geschaffen, aber auch eigene Choreografien entwickelt. www.laytonlachman.com

Samuel Hertz (er/ihm)
ist ein Komponist/Forscher, der sich auf Klang und Klima spezialisiert hat. Frühere Aufführungen zu Infraschall, akustischer Ökologie und radiophoner Mondübertragung wurden an Orten wie dem Palais de Tokyo (FR), Fylkingen (SE), Pioneer Works (US), Opera North (UK) und dem National Science + Media Museum (UK) präsentiert. Hertz hat neun Essays über Klang und Umwelt verfasst, und seine Forschung findet derzeit im Rahmen der School of Infinite Rehearsals/Onassis Future Initiative statt.
samhertzsound.com